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Voller Erfolg für P-Seminar „Nationalsozialistische Propagandafilme“

Voller Erfolg für P-Seminar „Nationalsozialistische Propagandafilme“

bild1Das P-Seminar Geschichte hat mit durchschlagendem Erfolg seine Praxisphase abgeschlossen:
In Kooperation mit dem Stadtmuseum Erlangen haben unsere Schülerinnen vier Propagandafilme der NS-Zeit an vier Abenden öffentlich gezeigt und ihre manipulative Wirkung im Rahmen einer Diskussion dekonstruiert. Es handelte sich um exemplarisch ausgewählte Vorbehaltsfilme, die jeweils eine Phase der NS-Herrschaft beispielhaft widerspiegeln und aufgrund ihrer propagandistischen Wirkung nur im Rahmen von historischen Seminaren wie dem unseren gezeigt werden dürfen.
Trotz des nicht einfachen Themas fanden sich teilweise über 70 interessierte Zuschauer pro Abend im Stadtmuseum ein und sorgten für eine lebhafte, tiefgründige Diskussion.
bild2An dieser Stelle auch danke an das Team des Stadtmuseums für Beratung und Öffentlichkeitsarbeit – das nächste Kooperationsprojekt zwischen dem CEG und dem Stadtmuseum ist bereits in Arbeit.
Ausführliche Berichte finden sich dazu auch auf den Seiten der Nürnberger Nachrichten www.nordbayern.de:

U. Keding, Seminarleiter

„Ich wollte doch bloß frei sein“

„Ich wollte doch bloß frei sein“

„Ich wollte doch bloß frei sein“
Mario Röllig, ein DDR-Zeitzeuge erzählt von weit mehr als vom Stasi-Knast

bild 1 röllig 30.6.Ein leichtes Raunen setzt ein, als die CEG-Schülerinnen und Schüler auf einen Zeitzeugen aus der ehemaligen DDR treffen. Vor ihnen steht ein jugendlicher, baumlanger, kurzhaariger Mann, ganz in schwarz gekleidet, der einen unverkrampften Eindruck macht. Irgendwie hatten sie ihn sich anders vorgestellt, wie genau wusste aber keiner zu erzählen.

„Eigentlich wäre ich zufrieden gewesen mit der DDR“, sagt Mario Röllig über seine Jugend, „ich hatte einen privilegierten Job im Flughafenrestaurant und Geld – vermutlich wäre ich als angepasster DDR Bürger durchs Leben gegangen, wenn das alles nicht passiert wäre.“

Aber es ist so viel passiert, dass Röllig, Sohn zweier SED Mitglieder, Thälmannpionier und FDJler, sich heute als „demokratischer Antikommunist“ bezeichnet. Das alles hat die Stasi aus ihm gemacht.

Röllig redet munter drauflos, er ist zwar das zweite Mal am CEG, war aber schon seit fast zehn Jahren immer wieder an anderen Schulen im Großraum Nürberg/Erlangen als Gesprächspartner an Schulen, nie käme man auf die Idee, dass er heute noch Angst hat, vor grellem Licht oder dem Geräusch von Zweitaktmotoren – eine „Erinnerung“ an seine Inhaftierung in Stasigefängnis in Berlin-Hohenschönhausen. Für ihn ist die Zeitzeugentätigkeit am CEG gleichzeitig eine Art Therapie.

Mit 17 verliebt er sich am Plattensee in einen älteren westdeutschen Herrn- den damaligen Wirtschaftsstaatssekretär der Regierung Kohl. Da die Stasi ihn immer mehr unter Druck gesetzt hatte, seinen Geliebten auszuspionieren und beide die Beziehung über die Berliner Mauer hinweg als unbefriedigend empfinden, wagt Röllig1987 einen Fluchtversuch, wird aber an der ungarisch-jugoslawischen Grenze gefasst.
Die ungarischen Genossen übergeben den Republikflüchtling an die Ostberliner Staatssicherheit. In einem Gefängnistransporter (Barkas 1000- für die Autokenner), fahren sie ihn vom Flughafen Schönefeld nach Hohenschönhausen. Sie drohen ihm: „Wir sind die Staatssicherheit. Wir müssen nicht nett zu Ihnen sein.“ Und sie machen ihm Angst. Beobachten ihn durch den Spion beim Toilettengang. Verhören ihn mal über Stunden, dann wieder tagelang gar nicht. Sie malen ihm in den schillernsten Farben aus, wie es einem Schwulen im Knast ergeht. Drohen, seine Eltern zu verhaften oder seine Nichte zwangsadoptieren zu lassen.

bild 2 röllig 30.6.Drei Monate bleibt er inhaftiert, im September 1987 wird er entlassen – in die DDR. Erst ein halbes Jahr später wird er für 40 000 DM freigekauft.
Es folgt eine Zeit des Abenteuers und großen Geldes: Reiseleiter in Russland (die erste Fremdsprache des DDR Schulsystems machte sich bezahlt), Barmann in Los Angeles.

Seit 1999 lebte Mario Röllig wieder in Westberlin, er arbeitete als Zigarrenverkäufer im KaDeWe. Ein Kunde verlangt Zigarren- es ist sein Verhöroffizier aus Hohenschönhausen, der sagt: „Was wollen Sie von mir? Reue ist was für kleine Kinder. Wofür soll ich mich bei Ihnen entschuldigen? Sie sind doch ein Verbrecher.“ Mario Röllig bricht zusammen.Die Erinnerungen an die Inhaftierung kommen wieder hoch. Er schließt sich zu Hause ein, unternimmt einen Selbstmordversuch. Er wandert für Monate in die Psychiatrie. Die alte Angst hat ihn wieder ganz fest im Griff.
Seine Therapie heute: die Sorge um seinen Hund – und über das Erlebte sprechen. Die konzentrierte, aufmerksame Ruhe und die teilweise langen Gespräche mit Schülern nach dem offiziellen Teil des Zeitzeugengesprächs zeigen, dass Mario Röllig unsere Schüler gefesselt hat und ihnen einen plastischen Eindruck vom Leben in einer Diktatur vermittelt hat.

PS: Im kommenden Jahr wird Mario Röllig unserer 10. Jahrgangsstufe leider nicht als Zeitzeuge zur Verfügung stehen, er wird als Dozent für DDR-Geschichte an der Universität Charlotte/South Carolina tätig sein.

„Euch trifft keine Schuld! Aber ihr habt die Verantwortung, für die Freiheit zu kämpfen!“

„Euch trifft keine Schuld! Aber ihr habt die Verantwortung, für die Freiheit zu kämpfen!“

„Euch trifft keine Schuld! Aber ihr habt die Verantwortung, für die Freiheit zu kämpfen!“
Gespräch mit dem Zeitzeugen Hans Rosenfeld

Zeitzeuge RosenfeldDen Tag, an dem er Neumarkt verließ, weiß Hans Rosenfeld noch ganz genau: Es war der 22. Januar 1937. Im Alter von nicht einmal elf Jahren emigriert der Junge mit seinen Eltern zu Verwandten nach Argentinien. Für Juden ist es höchste Zeit, das Land zu verlassen.

Der braune Ungeist, der im Holocaust gipfeln sollte, greift immer mehr um sich. Rosenfeld, einer der noch wenigen lebenden Zeitzeugen, kommt aus New York, seinem Wohnsitz, nach Deutschland, um dort vor Schulklassen seine Erlebnisse, besonders die aus der Kindheit, zu schildern.

Er wurde 1926 in dem kleinen Ort Schopfloch bei Ansbach als Sohn eines Wollfabrikinhabers geboren. Sehr ergreifend schilderte er die Situation, der die gesamte Familie während der NS-Zeit ausgesetzt war. Von den Diskriminierungen, die der kleine „Judenbub“ während der Grundschulzeit ausgesetzt war, bis hin zu dem naiven Versuch in einer größeren Stadt in Neumarkt in der Oberpfalz unterzutauchen lässt er die Zuhörern am Lebensweg und schließlich auch am Fluchtweg der Familie Rosenfeld teilhaben.

Heute treibe eine Mission treibt Rosenfeld an. „So etwas wie das Dritte Reich darf nie wieder passieren. Ich möchte, dass die Jugend Hasspredigern nicht auf den Leim geht“, betont Rosenfeld.

NS Zeitzeuge RosenfeldIn der Emigration meidet Rosenfeld alles Deutsche, ja der Hass bohrt sich bei ihm tief ein. Dies dauert bis zum Jahr 1968. Hans Rosenfeld ist damals 42 Jahre alt, als er bei einer Schifffahrt auf dem Rhein vom Kapitän angesprochen wird, der wusste, dass Rosenfeld Jude ist. „Er entschuldigte sich für das, was Deutsche den Juden angetan hatten, obwohl er überhaupt nichts dafür konnte“, erinnert sich Rosenfeld an sein Schlüsselerlebnis, das bei ihm einen Sinneswandel bewirkt. Rosenfeld überwindet seinen eigenen Hass und findet später seine Lebensaufgabe, nämlich an die Jugend zu appellieren. „Ihr habt keine Schuld für das, was im Dritten Reich geschehen ist, aber ihr habt Verantwortung dafür, dass so etwas nie wieder passiert“, ruft er energisch den Jugendlichen zu, die gebannt dem alten Mann lauschen- und ihn bis weit nach dem geplanten Veranstaltungsende mit Fragen überhäufen. Vor den Rechtsradikalen hat er aber keine Angst. „Sie haben keine Antwort auf die Frage nach ihren Zielen“, dämpft Rosenfeld die Bedenken, die manche Schüler haben.

Weitere Informationen unter: www.hansrosenfeld.blogspot.com

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