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„Da war eine Flucht aus der DDR für mich als junger Mensch, der selbstbestimmt leben wollte, der letzte Ausweg.“

„Da war eine Flucht aus der DDR für mich als junger Mensch, der selbstbestimmt leben wollte, der letzte Ausweg.“

Fast schon zur Institution geworden ist der jährliche Besuch von Mario Röllig, der am 7. Juli 2023 in den 10. Klassen des CEGs wirkungsvoll über seine Erfahrungen vom Leben in der DDR und der Verfolgung durch die Stasi berichtete.

Dank Mario Rölligs Talent einfühlsam und gleichsam packend zu erzählen, gelang es ihm, den Schülerinnen und Schülern, denen die Zeit vor 1989 doch oft weit entfernt und fremd erscheint, nicht nur seine eigene Geschichte sehr nahe zu bringen, sondern auch die Bedeutung einer funktionierenden Demokratie und der eigenen individuellen Verantwortung, sich für diese einzusetzen.

Der gebürtige Berliner erlebte selbst in seiner Jugend, wie er durch den Unterdrückungsapparat der DDR in seiner Arbeit, seiner Meinung und seinem Privatleben kontrolliert und eingeschränkt wurde. Letztendlich versuchte man auch, ihn zum Verrat an seinen Mitmenschen zu drängen. Äußerst mutig beschloss er dann, nicht zu kooperieren, versuchte zu fliehen, wurde aber an der Grenze gefangen, festgenommen und nach Hohenschönhausen gebracht, wo er traumatische Erfahrungen machte.

Für Schülerinnen und Schüler aus dem Jahr 2023 war der Vortrag von Mario Röllig eine eindrückliche und nachhallende Begegnung mit einem Zeitzeugen, der auch nach Ende seines Vortrags noch offen Rede und Antwort stand.

Gesine Friedrich

Unlock Europe!

Unlock Europe!

Unter diesem Titel fand am 10.07.2023 Unterricht der etwas anderen Art statt. Anders als sonst durften die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10b das Klassenzimmer tatsächlich erst um kurz nach 8.00 Uhr mit dem Lehrer betreten, denn übers Wochenende hatte sich der Raum in einen Konferenzsaal aus Brüssel verwandelt.

Tatsächlich wurde das Klassenzimmer mithilfe eines Escape-Game-Koffers der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung aus Hamburg zu einem vollwertigen Escape-Room verwandelt. So fanden alle Lernenden einen Konferenztisch, Flaggen, Mikrofone, Tagesordnung, aber auch diverse Hinweise, Rätsel und Tresore vor.

Das Szenario lautete: Die Regierungschefs der Länder der Europäischen Union sitzen eine Stunde vor der angesetzten Pressekonferenz über die Zukunft Europas in vier Politikbereichen im Aufzug fest. Nur die Besuchergruppe aus Schülerinnen und Schülern kann nun noch Entscheidungen rechtzeitig fällen. Allerdings müssen die Dokumente, die Grundlage ihrer Entscheidungen sein sollen, erst noch dechiffriert oder aus den dazugehörigen Tresoren befreit werden.

Und so beschäftigten sich alle Anwesenden im Raum mit europäischer Grenzsicherung, Ökologie, Lieferketten und Regelungen zur Sicherheit in Sozialen Netzwerken. Soll man lieber in erneuerbare Technologien in Europa setzen oder das Geld dem Globalen Süden für nachhaltige Infrastruktur überweisen? Ist der Grenzkonflikt um eine Insel in der Nordsee ein Fall für geschickte Diplomatie oder knallharte militärische Friedenssicherung? Kann Engpässen in der Antibiotika-Produktion durch europäische Firmengründungen begegnet werden oder stellt das Handelsabkommen mit China den richtigen Weg dar? Wie sehr bedrohen Hate-Speech und Filterblasen die politische Stabilität?
Nach 60 Minuten Spiel und anschließender Reflexion konnten dann alle mit neuem Input wieder in den Schulalltag entlassen werden.

Das Spiel selbst ist ein Kooperationsprojekt der BKHS in zusammenarbeit mit dem Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg und wird von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius gefördert.
Ein herzlicher Dank geht an die BKHS, die dem CEG als erster süddeutscher Schule das Spiel zur Erprobung überlassen hat, um aus einer Testphase heraus die praktische Umsetzung ohne Begleitung durch Teamerinnen und Teamer mit uns zu erproben.

W. Dorn

Simulation-Planspiel Europäisches Parlament 2023

Simulation-Planspiel Europäisches Parlament 2023

„Dieses Europa-Projekt wird nur dann weiterbestehen, wenn die junge Generation das auch will“

Henrike Hahn

Dank des herausragenden Engagements aus der Schülerschaft, konnten wir am 30.06.2023 mit einer Gruppe von 12 10.-Klässlerinnen und 10.-Klässlern an einer Simulation des Europäischen Parlaments in Nürnberg teilnehmen. Das Planspiel wurde initiiert von den Jungen europäischen Föderalist:innen (JEF) in Bayern und gefördert von der Staatskanzlei des Freistaats Bayern. Es fand in Zusammenarbeit mit dem Nürnberger Büro Europe Direct statt.

Als Thema für die Simulation wurde „Flucht und Migration“ angeboten – brandaktuell und im Vorgriff auf die kommende Europawahl auch äußerst gewinnbringend für die Schülerinnen und Schüler, die dann das erste Mal in ihrem Leben auch als echte Wählerinnen und Wähler nicht nur Politik wahrnehmen, sondern mitbestimmen.
Einleitend gab es eine Begrüßung durch Dr. Michael Fraas (CSU), dem Wirtschafts- und Wissenschaftsreferent der Stadt Nürnberg, im Sitzungssaal des Alten Rathauses. Auch Frau Henrike Hahn (B’90 die Grünen, industriepolitische Fraktionssprecherin im Europäischen Parlament) konnte in einem Grußwort etwas von ihrer Begeisterung für Demokratie und insbesondere für die Parlamente als „Tempel der Demokratie“ überspringen lassen.

Nach einer ersten Erklärung zur Arbeitsweise des europäischen Parlaments und Hintergurndinformationen zur europäischen Flucht- und Migrationspolitik seit 2015 wurden die Schülerinnen und Schüler dann mitten ins Geschehen geworfen. Jeder und jede von ihnen wurde zu einem Fraktionsmitglied und gleichzeitig Vertreter oder Vertreterin für eines der Mitgliedsländer der EU. Wie im echten Leben erhielten alle Simulationsteilnehmerinnen und -teilnehmer dann von der „Kommission“ – gebildet von den Teamerinnen und Teamern der JEF – einen Gesetzesentwurf für ein neues Asyl- und Migrationspaket, das es nun abzustimmen, zu ergänzen oder zu ändern galt. Wie sollte es weitergehen mit Dublin II, Verteilungsschlüssel, Frontex oder Migrationsfond?

Nach aufregenden Fraktionssitzungen und hitzigen Diskussionen in den Ausschüssen war es dann zum Ende so weit: In einer abschließenden Lesung wurden die Änderungsanträge abgestimmt und schlussendlich tatsächlich ein neues gesamteuropäisches Asylsystem verabschiedet. Damit hatten die Schülerinnen und Schüler dem echten Europäischen Parlament sogar etwas voraus: am Abend des gleichen Tages scheiterte dort nämlich der bis dato jüngste Vorschlag für eine Gesamteuropäisches Asylsystem (GEAS) an internen Widerständen. Dieses Debatte dürften nach dem Tag so einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gespannt verfolgt haben.

Wir freuen uns, wenn wir auch in Zukunft weiterhin an solchen großartigen Simulationen teilnehmen können.

W. Dorn – Fachschaft Politik und Gesellschaft

Kann man innerhalb von 3 Tagen etwas über Politik lernen?

Kann man innerhalb von 3 Tagen etwas über Politik lernen?

Dies haben sich auch unsere Lehrer gefragt und für die 8. Klassen im Februar 2023 eine Projektwoche zum Thema Politik auf die Beine gestellt. Im Verlauf dieser Tage lernen die Schülerinnen und Schüler, wie Demokratie und Politik in Bayern funktioniert, was Zivilcourage und Selbstbehauptung eigentlich bedeutet, was Engagement und Proteste sind, und sie eignen sich Wissen zum Thema Linksextremismus anhand eines Vortrags an.

Am ersten Tag unserer Projektwoche bekommen wir Besuch von Pia Turainsky und Ina Adwan, welche uns mit einem Landtagsplanspiel das Thema Gesetzgebung im Bayrischen Landtag näherbringen wollen. Die eifrigen Teenager beschäftigen sich unter ihrer Anleitung mit dem Polizei-Aufgaben-Gesetz und der „Drohenden Gefahr“, bestaunen den Aufbau der Gesetzgebung und bekommen in Diskussionsrunden in zugelosten Rollen als Abgeordnete oder Abgeordneter einer Partei, Ministerpräsident, Ausschlussvorsitzende, Interessensvertreter oder Presse einen lehrreichen Einblick in den Landtag und die verschiedenen Fraktionen.

Am zweiten Tag unserer Projekttage sprechen Yvonne und Holger mit uns über die Themen Selbstbehauptung und Zivilcourage. Die beiden Experten gehen verschiedene Reaktionsmöglichkeiten bei verschiedenen Fällen von Mobbing durch. Die Schülerinnen und Schüler wissen nun, dass man zwar helfen sollte, aber nur ohne sich selbst in Gefahr zu begeben. Psychologische Einschüchterung spielt hierbei eine große Rolle: Anstatt den Täter anzugreifen, sollte man sich lieber zum Opfer stellen und/oder Menschen aktiv zur Mithilfe auffordern. Wie Yvonne und Holgers Zuhörerinnen und Zuhörer nun wissen, ist es auch von großer Wichtigkeit, die Polizei, besonders bei Vorfällen mit einer Waffe, zu rufen. Auch gehen die Schülerinnen und Schüler einfachere Methoden der Selbstverteidigung durch.

In der zweiten Hälfte unseres zweiten Tages beschäftigen sich die Teenager zusammen mit Tony Oberhofer mit dem Thema „Engagement und Proteste“. Sie sprechen über demokratische Rechte, welche für Mensch und Gemeinschaft wichtig sind, und die verschiedenen Arten von Protest. Zusammen gehen sie Protestformen wie Demonstrationen, provokative Kunstaktionen und Musik, Social-Media-Aktivitäten, aber auch Streiks, Hausbesetzung und Sachbeschädigung als Aktionsformen durch und besprechen die Begründung, die Legalität und die Wirksamkeit.

Angelangt am dritten Tag machen wir einen Ausflug in die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und treffen dort ein weiteres Mal auf Tony Oberhofer und einen Gast, dessen Namen wir aus Sicherheitsgründen nicht nennen können, welcher einen Vortrag über Legalität und Illegalität und den Linksextremismus in unserer Umgebung hält. Der nette Mann mit dem Bachelorstudium der Politikwissenschaft erzählt uns sehr spannende Dinge über seine dreijährige Zugehörigkeit zur linksextremistischen Szene und wie es möglich ist, dort eine Art Familiengefühl zu entwickeln. Nach einer Diskussionsrunde am Schluss wird uns dann allen das Ausmaß und die Auswirkungen einer solchen Zugehörigkeit klar.

Letztendlich muss ich nach einer anstrengenden, aber unglaublich interessanten Projektwoche sagen: Ja, man kann zusammen mit solchen engagierten, fachkundigen und bemerkenswerten Leuten innerhalb von drei Tagen viel über Politik lernen!

Heidi Hartinger

Planspiel Kommunalpolitik 2022

Planspiel Kommunalpolitik 2022

Im Rahmen eines Planspiels zur Kommunalpolitik, das in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Erlanger Stadtrat stattfand, hatten über 20 Schülerinnen und Schüler unserer Schule die Gelegenheit, sich unter wirklichkeitsnahen Bedingungen mit aktuellen Themen der Erlanger Kommunalpolitik auseinanderzusetzen.

Nach einer allgemeinen Einführung in die Rahmenbedingungen und Abläufe kommunalpolitischer Arbeit fanden sich die Schülerinnen und Schüler in Fraktionen zusammen und setzten sich mit aktuellen politischen Themen wie z. B. der StUB, der zukünftigen Bebauung unseres Quartiers oder den Preisen für den ÖPNV auseinander, um entsprechende Anträge für eine eigene Stadtratssitzung zu formulieren. Beraten wurden sie dabei von „echten“ Stadträtinnen und Stadträten, nämlich Frau Girstenbrei (Erlanger Linke), Herrn Kittel (FDP), Herrn Lehrmann (CSU), Frau Simsek (SPD) sowie Frau Winner (Grüne Liste).

Nach dem Besuch einer Stadtratssitzung im Erlanger Rathaus waren die Schülerinnen und Schüler bereit für den eigentlichen Höhepunkt des Planspiels: Unter der Leitung von Oberbürgermeister Dr. Janik kamen die CEG-Fraktionen im Sitzungssaal zu einer simulierten Stadtratssitzung zusammen, um unter fast realistischen Umständen ihre Anträge vorzustellen, zu begründen, zu diskutieren und letztendlich auch entsprechende Beschlüsse zu fassen. Auch die Stadtverwaltung war miteinbezogen: Zu allen Anträgen der Schülerinnen und Schüler lagen in der Sitzung Stellungnahmen der jeweiligen Referate vor.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Oberbürgermeister, den beteiligten Stadträtinnen und Stadträten und der Verwaltung: Erst ihr Engagement hat es unseren Schülerinnen und Schülern ermöglicht, die Abläufe der kommunalpolitischen Arbeit mit all ihren Möglichkeiten, aber auch Begrenzungen so hautnah zu erleben.

W. Dorn

Betzavta am CEG

Betzavta am CEG

„Miteinander“, ist für Demokratie das wohl entscheidende Wesensmerkmal neben dem Begriff „Kompromiss“. Genau um dieses Miteinander ging es bei einer schulinternen Lehrerfortbildung, die unter Leitung von erfahrenen Kolleginnen des Ohm-Gymnasiums und durch freundliche Unterstützung und Förderung des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ über die Erlanger lokale Koordinierungs- und Fachstelle am CEG durchgeführt wurde.

Betzavta ist hebräisch und bedeutet „miteinander“ und „Gesellschaftliches Leben leben und gestalten“. Mit Betzavta wurde 1986 vom Jerusalemer Adam-Institut für Demokratie und Frieden ein Konzept entwickelt, das durch die Konflikt-Dilemma Methode unterschiedliche Demokratievorstellungen sichtbar und erlebbar macht. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf Aktivitäten, die eher spielerischen Charakter haben. Die Methode bezieht die Lebenswelt und Individualität der Teilnehmenden mit ein und regt an, sich mit der Vielfalt der Gruppe, der Gesellschaft und der Vorstellung eines demokratischen Miteinanders auseinanderzusetzen.

Die Fortbildung am 13.10.2022 richtete sich an die Fachschaften Geschichte sowie Sozialkunde/Politik und Gesellschaft, aber auch an alle interessierte Lehrkräfte des CEGs und somit fanden sich auch Lehrkräfte anderer Fächer sowie Lehrkräfte mit bestimmten Aufgaben (Verbindungslehrer, Schule ohne Rassismus, Seminarlehrkräfte…) zusammen, um unter professioneller Anleitung in verschiedenen Anwendungen die Möglichkeiten der Methode für einen Einsatz im Unterricht und bei außerunterrichtlichen Aktivitäten hautnah mit zu erleben.

In einer abschließenden Diskussion wurden dann weiterführende Ideen zum Einsatz diskutiert. Dabei wurde zum Beispiel der Einsatz auf Schülerfahrten, eine mögliche Kooperation zwischen Ohm-Gymnasium und CEG sowie die Erweiterung auf die Erlanger Schullandschaft, aber auch die Durchführung von Betzavta als flankierende Maßnahme zur Gedenkstättenfahrt besprochen. Gerade hier stellen Lehrerinnen und Lehrer immer wieder fest, dass man nicht nur auf einem „Nie wieder!“ stehen bleiben sollte, sondern dass Demokratieförderung stets aktiv und kontinuierlich gelebt und geübt werden sollte.

Ganz herzlich möchten wir uns bei Isabel Müller für die Leitung der Veranstaltung sowie Liane Seubold und Delia Röck für die kompetente Begleitung bedanken.
Ein herzlicher Dank geht auch an die lokale Fach- und Koordinierungsstelle von „Demokratie Leben!“, ohne die das Projekt nicht hätte umgesetzt werden können.

Wir freuen uns sehr, wenn uns in Zukunft hoffentlich eine Implementierung von Betzavta am CEG gelingt und sehen dieser Zeit gespannt entgegen.

Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des BMFSFJ oder des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autorinnen und Autoren die Verantwortung.

W. Dorn

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