Schulentwicklung
In den letzten Jahren hat unsere Schule einen äußerst intensiven Schulentwicklungsprozess durchlaufen. Die Impulse dazu kamen teilweise von außen, etwa einer externen Evaluation, in den meisten Fällen jedoch aus der Mitte der Schulfamilie. Im Verlauf dieses Schulentwicklungsprozesses wurde das Profil des Christian-Ernst-Gymnasiums in mehrfacher Hinsicht deutlich geschärft.
Die Pflege des immateriellen Kulturerbes ist Teil unserer DNA als musisches Gymnasium. Die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes nennt unter der Überschrift „Musik und Darstellende Kunst“ beispielsweise die deutsche Theater- und Orchesterlandschaft. Mit zahlreichen erstklassigen Ensembles wie dem Großen Orchester, der Big Band, zahlreichen Auswahl-Ensembles und mehreren Chören sowie mehreren Theatergruppen in allen Jahrgangsstufen werden die Schülerinnen und Schüler unserer Schule Teil dieser Landschaft und tragen erheblich zu ihrer Pflege und Bewahrung bei. Bei zahlreichen öffentlichen Auftritten und Konzerten, aber auch bei der musikalischen Umrahmung von beispielsweise städtischen Veranstaltungen beweisen unsere Ensembles und Solisten ihre Klasse, die auch immer wieder durch Preise bei entsprechenden Wettbewerben wie Jugend musiziert dokumentiert wird. Regelmäßig finden an unserer Schule Autoren-Lesungen aber auch Poetry Slams statt. Als weitere Besonderheit bietet unsere Schule Theaterklassen an, in denen das Darstellende Spiel in besonderem Maße unterrichtet und geübt wird. Jede Klasse besucht mindestens einmal pro Schuljahr eine Theateraufführung, darüber hinaus finden zahlreiche weitere Besuche bei Theateraufführungen, Lesungen, Konzerten und Poetry Slams statt.
[→ Welterbebildung]
Für ganz unmittelbare Weltkulturerbearbeit steht unsere langjährige Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar, die auch in einem förmlichen Kooperationsvertrag bekräftigt wurde. „Die Welterbestätte Klassisches Weimar ist ein einzigartiges Zeugnis der Kulturepoche der Weimarer Klassik. In dieser Zeit entstanden literarische Werke von außergewöhnlicher Bedeutung, geprägt von Weltoffenheit, universellem Bildungsanspruch und humanistischem Streben. Weimar wurde zu einem Brennpunkt europäischer Geistesströmungen. Die während dieser Zeit entstandenen Werke überscheiten in Anspruch, Bedeutung und Wirkung die nationalen Grenzen und beanspruchen einen Rang in der Weltkultur. Auch die Bauhausgebäude in Weimar sind zentrale Werke der modernen europäischen Kunst und dokumentieren das auf eine radikale Erneuerung von Architektur und Design ausgerichtete Avantgarde-Konzept auf einzigartige Weise. Sie stehen für die Blüte der Moderne, die hier ihren Ausgang nahm und weltweite Wirkung entfaltete. Auch wenn sich die Philosophie der Sozialreform des Bauhauses als Wunschdenken herausstellte, wurde ihr utopisches Ideal in der Form der Architektur Wirklichkeit. Die direkte Zugänglichkeit fasziniert noch immer und gehört so zum Welterbe der Menschen weltweit.“ (Zitat Internetpräsenz der Klassikstiftung Weimar)
Durch alljährliche Workshops in Zusammenarbeit mit der Klassikstiftung ermöglichen wir es unseren Schülerinnen und Schülern, sich vor Ort in Weimar mit diesem Welterbe auseinanderzusetzen. Durch anschließende Veranstaltungen an der Schule wirken die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann immer auch als Mittler des Welterbes in die Schulfamilie hinein. Darüber hinaus nehmen regelmäßig Schülerinnen und Schüler unserer Schule am Cicerone-Programm der Klassikstiftung bei. Diese bewährte Zusammenarbeit soll in Zukunft intensiviert und ausgeweitet werden. Neben den Schüleraktivitäten nimmt die Kooperation mit der Klassik Stiftung auch einen festen Raum innerhalb unserer Seminarausbildung ein: Alle CEG-Studienseminare unternehmen am Ende des ersten Ausbildungsabschnitts eine Studienfahrt nach Weimar.
[→ Welterbebildung]
Die bereits bestehenden internationalen Kontakte mit Polen, Italien, England und der Türkei wurden vertieft, neue Partnerschaften bzw. erste Kontakte mit Schulen in Europa und in den Vereinigten Staaten von Amerika wurden geknüpft. Die Zertifizierung für die dauerhafte Beteiligung am Erasmus+ Programm der Europäischen Union haben wir erfolgreich abgeschlossen, aktuell läuft ein weiterer Zertifizierungsprozess mit dem Ziel, Botschafterschule des Europäischen Parlaments zu werden. Vorbereitungen zur Aufnahme des Christian-Ernst-Gymnasiums in das Programm „Europa macht Schule“ wurden bereits abgeschlossen.
[→ Global Citizenship Education → Menschenrechts- und Demokratiebildung]
Der außerordentlich hohe Stellenwert internationaler Kontakte in unserem Schulleben wird dadurch deutlich, dass für diesen Bereich des schulischen Lebens eine explizite Schulentwicklungsstrategie vorliegt, deren Umsetzung kontinuierlich von einem fest eingerichteten Internationalisierungsteam begleitet wird. In unserer Strategie wird als ein Hauptziel unserer pädagogischen Arbeit ausdrücklich genannt, „die Schülerinnen und Schüler in ihrer Entwicklung zu ‚global citizens‘ zu unterstützen“.
Auch unser Angebot an bilingualem Fach- und Sachunterricht wurde rasch ausgebaut und umfasst inzwischen fast alle Jahrgangsstufen.
Bereits seit einigen Jahren ist das Christian-Ernst-Gymnasium anerkannte FairTrade-Schule. In den letzten Jahren hat die Schule darüber hinaus den Zertifizierungsprozess zur Umweltschule in Europa durchlaufen. In kurzer Zeit wurden sowohl der *- als auch der **-Status erreicht, die Vorbereitungen für die Erlangung des höchsten ***-Status laufen. Jedes Schuljahr stehen bei einer erneuten Bewerbung dabei verschiedene Schwerpunkte im Fokus, wie etwa nachhaltige Ernährung (in Form von selbst erarbeiteten Rezepten mit regionalen und saisonalen Produkten) oder nachhaltiger Konsum (durch die Organisation einer Tauschbörse für Kleidung). Durch einen Newsletter werden Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte stets über die aktuellen Nachhaltigkeitsprojekte informiert sowie zum umweltverträglicheren Verhalten ermuntert. Ziel der nächsten Jahre ist es nun, die Projekte noch mehr im Schulalltag sichtbar zu machen und auf eine noch breitere Basis innerhalb der Schulfamilie zu stellen.
[→ Bildung für nachhaltige Entwicklung]
Der Stellenwert der politischen Bildung wurde deutlich erhöht, wobei die neuen Initiativen zur politischen Bildung im Rahmen einer Global-Citizenship-Erziehung ganz bewusst mit den bestehenden und neuen internationalen Kontakten verschränkt wurden. Das CEG beteiligt sich regelmäßig am Projekt Junior-Wahl. Vor allem wurden aber Projekt-Angebote im Bereich der politischen Bildung deutlich ausgeweitet. So fand in diesem Schuljahr bereits ein kommunalpolitisches Planspiel in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung sowie ein Workshop zur Demokratie-Erziehung und Extremismus-Prävention im Rahmen des Bildungsprogramms mehrWert Demokratie statt. Regelmäßig entsendet unsere Schule Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum POL&IS-Planspiel der Jugendoffiziere, in diesem Schuljahr erstmalig zusammen mit Schülerinnen und Schülern aus einer schwedischen Erasmus-Partnerschule. Auch ist das Christian-Ernst-Gymnasium seit vielen Jahren Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage.
[→ Interkulturelles Lernen und Leben in Vielfalt → Menschenrechts- und Demokratiebildung]
Durch die Erfordernisse der Corona-Pandemie hat die Umsetzung eines digitalen und/oder hybriden Unterrichts, aber in der Folge auch der Einsatz digitaler Methoden im Präsenzunterricht eine ganz neue Bedeutung erlangt. Am Christian-Ernst-Gymnasium haben wir uns dieser Thematik aber schon vor der Pandemie intensiv zugewandt: In einem mehrjährigen Prozess unter Beteiligung der Lehrer- Eltern- und Schülerschaft wurde ein Medien- und Methodencurriculum erarbeitet, das die Vermittlung unterschiedlichster digitaler Kompetenzen fest im Fachunterricht aller Jahrgangsstufen verankert. Neben dem intensiven Einsatz digitaler Methoden und der nachhaltigen Vermittlung digitaler Kompetenz lag und liegt ein Schwerpunkt unserer Schule aber im Bereich der digitalen Ethik. In zahlreichen Projekten und Workshops setzen sich unsere Schülerinnen und Schüler gerade auch mit den Chancen und Risiken von Medien im digitalen Zeitalter auseinander. Fest etablierte Projekte in diesem Bereich sind einzelne Module zur digitalen Ethik in den fünften Klassen, kombiniert mit einem Elternabend zu den sozialen Medien in Kooperation mit der Jugendpräventionsbeamtin der Polizei Erlangen. In den sechsten Klassen finden Aufbauworkshops zu den Themen Online-Spiele, Social Media, Cybermobbing und „Meine Rechte im Netz“ statt, die durch die Netzgänger 3.0/Medienscouts (Schülerinnen und Schüler aus den 11. Klassen) durchgeführt werden. Der Kreis der Präventionsarbeit bezüglich der digitalen Medien in der Unterstufe schließt sich mit Workshops in den siebten Klassen u.a. zu Themen wie „Sexting“ und Cybergrooming sowie zu weiteren strafrechtlich relevanten Phänomenen im digitalen Raum. Für die Eltern der siebten bis neunten Klassen wird ein Elternabend zum Thema „Digitale Spielewelten“ angeboten. Flankiert werden diese Module durch die Durchführung des offiziellen „Medienführerscheins Bayern“ im Deutschunterricht der Klassen 5 – 9. Diese Auseinandersetzung mit Chancen und Risiken im digitalen Zeitalter setzt sich in der Mittel- und Oberstufe in weiteren Projekten und Modulen innerhalb und außerhalb des Unterrichts fort.
[→ Risiken und Chancen im digitalen Zeitalter]
Für das laufende Schuljahr 2022/23 wurde unter der Überschrift „Das Beste aus zwei Welten“ ein differenziertes pädagogisches Programm zur Einführung von iPads in den neuen fünften Klassen erarbeitet und umgesetzt. Ziel des Konzeptes ist es, die jüngsten Schülerinnen und Schüler in Zukunft von Anfang an an einen verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Möglichkeiten heranzuführen, gleichzeitig aber traditionelle analoge Fertigkeiten zu pflegen und zu intensivieren.
Es lässt sich leicht feststellen, dass die Schwerpunkte unserer bereits umgesetzten als auch unserer für die Zukunft geplanten und beschlossenen inneren Schulentwicklung exakt mit den Säulen des Modells der UNESCO-Projektschulen korrespondieren.
Aus diesem Grund hat das Schulforum in seiner Sitzung am 21.11.2022 einstimmig beschlossen, die Bewerbung als UNESCO-Projektschule als vorrangiges Schulentwicklungsziel in das offizielle Schulentwicklungsprogramm des Christian-Ernst-Gymnasiums aufzunehmen. Damit schlossen sich auch Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern einem gleichlautenden Beschluss der Lehrerkonferenz aus dem Jahr 2019 an.
Die tragenden Säulen unserer Bewerbung – unsere Schulentwicklungsziele
Vorrangiges Ziel unserer Bewerbung als UNESCO-Projektschule ist es, die verschiedenen Schwerpunkte unserer inneren Schulentwicklung unter einem gemeinsamen Dach zu vereinen und noch stärker als bisher als organische Bestandteile eines in sich stimmigen pädagogischen Gesamtkonzeptes untereinander zu vernetzen. Das Konzept der UNESCO-Projektschulen, dessen zentrale Ideen wir im Schulalltag bereits aus Überzeugung umsetzen, erscheint uns dazu hervorragend geeignet.
Auch unsere bereits beschlossenen oder geplanten weiteren zentralen Schulentwicklungsvorhaben, die sich zum Teil schon in der Umsetzung befinden, lassen sich in fast allen Fällen den Säulen das UNESCO-Projektschulmodells zuordnen – wenn auch selten eindeutig. Ziel unserer Schulentwicklung ist es gerade, die einzelnen Vorhaben eben nicht als unverbundene Säulen zu betrachten, sondern sie gerade zu einem gemeinsamen Fundament unserer pädagogischen Arbeit und unserer Schulkultur weiterzuentwickeln.
Folgende relevante Schulentwicklungsziele verfolgen wir aktuell:
- Intensivierung und Ausweitung unserer Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar: Geplant und bereits vorbesprochen sind die Umsetzung längerfristiger und dauerhafter bilateraler Projekte auch außerhalb der bisherigen Workshops und Programme sowie die Beteiligung der Schule an schul- und schulartübergreifenden Projekten der Klassik Stiftung. Auch soll unsere gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit ausgeweitet und intensiviert werden.
- Neukonzeptionierung der alljährlichen schulweiten Projekttage zur Stärkung der fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungsziele politische Bildung, Alltagskompetenz und Lebensökonomie, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Medienbildung/Digitale Bildung, kulturelle und interkulturelle Bildung, soziales Lernen und Werteerziehung.
- Abschluss einer Kooperationsvereinbarung mit zwei Bildungseinrichtungen in Riverside, USA, zur Etablierung eines Schüleraustauschprogramms. Bisher verfügt die Schule über Austauschprogramme mit Polen, Italien, England und der Türkei und nimmt regelmäßig an länderübergreifenden Projekten im Rahmen des Erasmus+ Programms teil. Im Rahmen dieses Programms nützen Lehrkräfte auch regelmäßig die Gelegenheit zu europäischen Lehrerfortbildungen und zum Job-Shadowing an anderen europäischen Schulen.
- Basierend auf den oben beschriebenen umfangreichen Aktivitäten im Bereich der Digitalen Bildung/Medienbildung und ausgehend vom iPad-Konzept ab der fünften Jahrgangsstufe ist mittelfristig geplant, innerhalb des Kompetenzrahmens DigCompEdu Bavaria die digitale Expertise unserer Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte zu fördern und zu stärken. Wir betrachten den digitalen Wandel als dauerhafte Aufgabe des Schulentwicklungsprozesses, dessen Ziel es ist, die Schülerinnen und Schüler in Zeiten des Umbruchs auf die Herausforderungen einer zunehmend digitalen Welt im 21. Jahrhundert vorzubereiten. Eine permanente Evaluierung und Überarbeitung des Mediencurriculums ist dazu vorgesehen.