cre5cendo – was bedeutet das?
- CRESCERE ist von seiner lateinischen Herkunft her u. a. ein Fachbegriff aus der Botanik und meint WACHSEN, SICH ENTWICKELN
- In unserem Konzept soll er – übertragen auf die menschliche Entwicklung – im Sinn einer konstruktivistische verstandenen Pädagogik die AKTIVE Seite der Kinder und Jugendlichen bei ihrem individuellen Reifungsprozess betonen.
- Die Rolle von Eltern und Schule ist die der Gärtner, die für die GÜNSTIGEN RAHMENBEDINGUNGEN – einen nährstoffreichen Boden, Wasser, Wärme und bei Bedarf einer Stütze – sorgen.
- Die Metapher steckt auch hinter dem lateinischen Wort für ERZIEHEN = EDUCARE, das ursprünglich ebenfalls aus der Botanik stammt und eben diese Aufgabe des Gärtners beschreibt.
- Für uns als Pädagogen bedeutet dieser Auftrag: BEGLEITEN, UNTERSTÜTZEN und FÖRDERN der Kinder und Jugendlichen auf dem Weg zu ihrer personalen und sozialen IDENTITÄT.
- Die 5. Klasse ist für die Kinder eine wichtige Etappe auf diesem Weg. Hier gilt es, sie besonders aufmerksam zu begleiten und ggf. Halt zu bieten, damit sie diese Herausforderung erfolgreich meistern können und dadurch in ihrem SELBSTWERTGEFÜHL nachhaltig gestärkt werden.
- Dies ist die Zielsetzung des pädagogischen Programms cre5cendo am CEG.
Beschreibung des Projekts Cre5cendo
Bei vielen Diskussionen über die Kompetenzorientierung am Gymnasium hat man mitunter den Eindruck, im Mittelpunkt stünde – neben der Sachkompetenz (Inhalte und „Grundwissen“) – vor allem die Methodenkompetenz. Zuweilen wird z.B. im Zusammenhang mit schülerzentrierten Unterrichtsformen und Projektarbeit auch die Sozialkompetenz beleuchtet. Wenig Beachtung findet jedoch häufig die Selbstkompetenz.
Schüler/-innen werden vielmehr oft auf ihre kognitiven Leistungen reduziert, was den sog. „Schulerfolg“ angeht. Dabei ist dieser zweifellos auch von persönlichen Eigenschaften wie Selbstvertrauen und Selbstständigkeit abhängig, welche die individuelle Entwicklung positiv beeinflussen können.
Uns ist es wichtig, diesen Zusammenhang unseren Schülerinnen und Schülern sowie ihren Eltern zu vermitteln. Wir wollen diesen Wachstumsprozess – das „Crescendo“ – der uns anvertrauten Kinder von Anfang an begleiten. Unser Ziel ist die Förderung und Unterstützung der Kinder beim Aufbau einer personalen und sozialen Identität. Gerade nach den coronabedingten Schulschließungen erscheint uns dies besonders erforderlich, da viele Kinder verunsichert sind und in ihrer natürlichen Entwicklung gebremst wurden.
Nachfolgend finden Sie die wesentlichen Aspekte unseres Cre5cendo-Programms.
Vor dem Schulwechsel: erstes Kennenlernen
Schon vor dem eigentlichen Start an der neuen Schule stellen wir am Informationsabend für die übertrittswilligen Schüler/-innen der 4. Jahrgangsstufe bereits die Klassenleiter/-innen der kommenden 5. Klassen vor. Außerdem bieten die Musiklehrkräfte eine persönliche Musikberatung für Eltern und Kinder an und sind individuell bei der Entscheidung behilflich, welches Instrument gelernt werden soll. Am Ende des Schuljahres laden wir unsere „neuen“ Fünftklässler/-innen und ihre Eltern zum Sommerfest der Schule ein. Dort treffen sie sich bereits im Klassenverband, damit sie ihre künftigen Klassenleiter/-innen sowie Mitschüler/-innen kennenlernen und mit den Lokalitäten bereits vertraut werden können.
Der erste Schultag: Ängste abbauen – ankommen – Sicherheit gewinnen
Am ersten Schultag schenken wir nicht nur den Kindern, sondern auch ihren Eltern besondere Aufmerksamkeit.
- Wir laden ein zu einem ökumenischen Anfangsgottesdienst, in dem in angemessener Form auf die Situation des Übergangs und Neuanfangs am CEG eingegangen wird, und freuen uns, dass dieser Einladung nahezu alle Kinder mit ihren Eltern folgen.
- Im Anschluss an den Gottesdienst werden Eltern und Schüler/-innen von der Schulleitung in ihren jeweiligen Klassenzimmern begrüßt. Danach stimmen die Klassenleiter/-innen in die ersten Tage ein. Am Ende des ersten Tages erhält jeder Schüler und jede Schülerin eine schön gestaltete Mappe mit einem Begrüßungsbrief. In ihr sollen Kinder während des Schuljahres wichtige Schreiben, z.B. Schulaufgaben oder Elternbriefe, ablegen bzw. transportieren. So werden die Fünftklässler/-innen von Beginn an auch dazu angehalten, Ordnung in ihren Unterlagen zu halten.
- Während der Klassenleiterstunden treffen sich die Eltern in unseren Räumen der Ganztagesbetreuung und der Mensa. Dort werden sie mit einem Stehkaffee willkommen geheißen, bevor sie mit dem ihrer Klasse zugeteilten Mitglied des „Cre5cendo“-Teams, dem Mentor bzw. der Mentorin, im Klassenelternverband zusammenkommen. Hier werden im gemeinsamen Gespräch und anhand eines „Organisationstelegramms für die ersten Tage am CEG“ wichtige schulische Abläufe erläutert und alle Fragen rund um den Start beantwortet. Außerdem stellen sich der Schulleiter sowie Vertreter der offenen Ganztagesbetreuung und des Elternbeirats vor. Schließlich bleibt hier auch Raum für ein erstes Kennenlernen der Eltern untereinander. Die Möglichkeit, wichtige Ansprechpartner kennenzulernen sowie individuelle Anliegen direkt besprechen zu können, gibt den Eltern von Anfang an Sicherheit.
- Einen schönen Abschluss des ersten Schultages am CEG bildet das gemeinsame Mittagessen auf der Terrasse der Mensa mit Live-Musik von älteren Schülerinnen und Schülern. Hier können die Eltern ungezwungen mit anderen Eltern und Lehrkräften in Kontakt kommen, die Kinder können von ersten Eindrücken berichten und mit ihren Klassenkameraden und -kameradinnen spielen. Nicht zuletzt können sich alle von der hohen Qualität unseres stets frisch gekochten Mensa-Essens überzeugen, welches täglich von Montag bis Donnerstag von unserem Koch zusammen mit einem Team des Projekts „Access – Inklusion im Arbeitsleben für Menschen mit Behinderungen“ zubereitet wird.
Gelingender Start am Gymnasium: das Projekt „Angstfrei lernen“
Entscheidend ist für uns, dass der Start am Gymnasium möglichst gut gelingt. Dabei wollen wir die Kinder nicht nur beim „Lernen lernen“ unterstützen, sondern auch den emotionalen Faktor berücksichtigen, der häufig maßgeblich über den Lernerfolg entscheidet.
- Fünftklässler/-innen haben zu Beginn ihrer Gymnasialzeit so viel Neues zu bewältigen, dass sie häufig neben der Klassenleitung, den Fachlehrkräften und den Eltern weitere Unterstützung brauchen. Dabei spielen bei uns vor allem die Tutoren – pro Klasse etwa fünf Zehntklässler, die sich für diese Aufgabe freiwillig gemeldet haben – eine große Rolle. In den ersten Tagen veranstalten sie eine Schulhausrallye mit lustigen und kniffligen Aufgaben, damit sich unsere Neuen rasch im Haus zurechtfinden. Im Schulalltag sind sie außerdem einfach für die Kinder da und bei kleineren Sorgen jederzeit ansprechbar. In den Pausen spielen sie oftmals mit den Fünftklässler/-innen und sie organisieren gemeinsame Unternehmungen wie Kennenlernspiele, eine Halloween-Party oder einen Kinobesuch. Die Tutoren nehmen auch am Wandertag ihrer 5. Klasse teil.
- Die Klassen-Mentoren, die die Eltern am 1. Schultag über wichtige Aspekte des Schullebens informiert haben, sind auch weiterhin Ansprechpartner, nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Fünftklässler/-innen. Sie bieten im Einzelfall Beratung und individuelle Unterstützung, wenn Ängste auftreten sollten. Die Tatsache, dass der Mentor bzw. die Mentorin nicht in das alltägliche Unterrichtsgeschehen der 5. Klassen eingebunden ist, ermöglicht einen geschützteren Rahmen bei speziellen Schwierigkeiten. Im Laufe des 1. Schulhalbjahres besuchen diese Mitglieder des Projekts „Angstfrei lernen“ ihre Klasse in einer Unterrichtsstunde. Thema ist die Reflexion des Erlebten mit Hilfe eines Fragebogens bzw. durch ein sich anschließendes offenes Gespräch. Hierbei sollen die Kinder dazu ermutigt werden, mit Unterstützung der Mentoren und Mentorinnen selbst Lösungswege für angesprochene Schwierigkeiten zu finden und so ihre eigene Selbstwirksamkeit zu erleben. Im Bedarfsfall besprechen die Mentoren und Mentorinnen die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler auch direkt mit den Betroffenen.
- Wichtige Schlüsselkompetenzen, die notwendig sind, um angstfrei den Schulalltag meistern zu können, und Sicherheit beim individuellen Lernen geben, werden im Rahmen der Intensivierungsstunden der Fächer Deutsch und Englisch in einzelnen Modulen vermittelt. Themenschwerpunkte sind vor allem die Gestaltung von Arbeitsplatz und Hefteinträgen, effizientes Erledigen von Hausaufgaben, Konzentration, Bestimmen des Lerntyps, Schulaufgabenvorbereitung, Vokabellernen und 5-Gang-Lesetechnik. Ferner wird in allen 5. Klassen das Salzburger Lesescreening durchgeführt. Anschließend bekommen die Eltern einen Brief mit individueller Rückmeldung zum Leseverständnis ihres Kindes und Empfehlungen zum häuslichen Lesen. Da die Klassen in den Modulen zum „Lernen lernen“ geteilt werden, kann die Lehrkraft jeweils individuell bzw. in kleinen Gruppen mit den Fünftklässler/-innen ins Gespräch kommen.
Pädagogische Klassenkonferenzen: Austausch und Absprachen
Bereits Ende September kommen die Fachlehrkräfte einer Klasse in der Pädagogischen Konferenz zusammen und tauschen sich unter der Leitung der Klassenleiter/-innen über ihre Beobachtungen der ersten Wochen miteinander aus. Dabei geht es insgesamt darum, wie die einzelnen Schüler und Schülerinnen sich an unserer Schule einleben, welche Tendenzen im Sozialverhalten erkennbar sind und an welchen Stellen ein abgestimmtes pädagogisches Verhalten der Lehrkräfte notwendig und sinnvoll ist. Auch werden die Prüfungspläne koordiniert und die Projekttage geplant, an denen sich alle 5. Klassen in Workshops und bei Exkursionen mit einem übergeordneten Thema beschäftigen. Die Klassenleiter/-innen fertigen über diese Sitzungen jeweils ein Ergebnisprotokoll an, das die vereinbarten Vorgehensweisen enthält und allen Fachlehrkräften an die Hand gegeben wird.
Individuelle Beratung: die Zwischenbilanz
Zum Halbjahr greifen wir unser Anliegen der individuellen Beratung in der sog. „Zwischenbilanz“ systematisch auf. Dabei erhält jeder Fünftklässler und jede Fünftklässlerin einen Fragebogen zur Selbstevaluation mit einem persönlichen Anschreiben. Auch die Eltern werden informiert und um ihre Unterstützung gebeten. Einige Tage später führt der Klassenleiter bzw. die Klassenleiterin mit jedem Kind ein Feedbackgespräch auf der Grundlage des Fragebogens bzw. auch darüber hinaus. Wichtig erscheint uns, im Gespräch jedem Kind explizit seine Stärken aufzuzeigen und es dabei zu unterstützen, sich realistische Ziele zu setzen. Erreichen möchten wir mit dieser Maßnahme
- die Stärkung des Selbstkonzepts jedes einzelnen Schülers bzw. jeder einzelnen Schülerin
- die Förderung einer reflektierten Selbstwahrnehmung
- die Realisierung eines ganzheitlichen Bildungsansatzes
Schullandheim: ein schöner Abschluss des ersten Schuljahres am CEG
Das Cre5cendo-Projekt wird am Ende des Schuljahres mit der Fahrt ins Schullandheim abgeschlossen. Hier ist Gelegenheit, andere Formen des Lernens zu praktizieren und besonders die Klassengemeinschaft durch gemeinsame Aktionen zu fördern. Je nach Klassensituation und Bedarf können dabei weitere pädagogische Ansätze verfolgt werden. Auch ein Rückblick auf das erste Schuljahr am CEG steht an.