Der Syrien-Konflikt, die Euro-Krise, das Abkommen mit dem Iran – die Ebene der internationalen Politik ist auf den ersten Blick komplex und schwer überschaubar. Umso wichtiger ist es daher, für Schüler einen verständlichen und unmittelbaren Zugang zu Fragen der Weltpolitik zu schaffen. Diese Möglichkeit bot sich 49 Zehntklässlern des CEG und des Gymnasiums Herzogenaurach im Rahmen des Planspiels „POL&IS“ in Bad Windsheim Ende Juli. In einer dreitägigen Simulation, die von den Jugendoffizieren der Bundeswehr durchgeführt wird, schlüpften die Teilnehmer dabei in die Rollen von zentralen internationalen Akteuren: Die wichtigsten Weltregionen werden verkörpert, daneben überprüfen einzelne Schüler als Vertreter der Weltbank die Entwicklungspolitik der Regionen, prangern als Vertreter von NGOs z. B. die Menschenrechtssituation in Staaten an oder klären als Weltpresse die Öffentlichkeit über schwelende Konflikte auf.
Die Komplexität der Weltpolitik wird zwar heruntergebrochen, aber doch erfahrbar gemacht: In allen Simulationsphasen sind die Staaten in Interaktion, verhandeln an großen Weltkarten sitzend, entwerfen Regierungsprogramme oder müssen genügend Nahrungsmittel für die eigene Bevölkerung sichern: „Wenn man selber versucht, ein Problem zu lösen, wird einem erst bewusst, welchen Sachzwängen Politik unterworfen ist und wie alles mit Allem zusammen hängt – diese Realitätsnähe hat mir besonders gut gefallen“, hält Teilnehmerin Sophia Schenkel stellvertretend für viele fest. So eine realistische Erfahrung ist auch, dass es herausfordernd ist, die eigene Weltregion als Redner zu präsentieren (und eigenes Versagen zu beschönigen), und umgekehrt anstrengt, in Konferenzen einem Dutzend Reden zuzuhören.
Zentraler Bestandteil der Simulation ist dabei gerade die Auseinandersetzung mit Krisen und Konflikten: Immer wieder entstehen diese aufgrund von begrenzten Ressourcen und/oder dem Missmanagement einzelner Regionen: Hungersnöte, Energieengpässe, Flüchtlingsströme, Piraterie, zerfallende Staatswesen, steigende CO2-Emissionen – nur eine Auswahl von Krisen, auf die die Teilnehmer reagieren mussten. Dabei haben die Schüler auch rasch die Erfahrung gemacht, dass Krisen in einer Weltregion meist nie ohne Auswirkung auf eine andere Weltregion bleiben. Genau das gehört aber auch zu den Zielen von POL&IS. Das Spiel kennt keine Gewinner oder Verlierer, da es in der Regel die Kooperation vieler Weltregionen braucht, um Konflikte und Krisen zu bewältigen. Diese eigenständige, spielerische Einführung in die Weltpolitik bewirkt schließlich genau das, was man im normalen Politikunterricht eher schwer erreichen kann: Die Schüler wollen ganz von alleine immer mehr über internationale politische Prozesse wissen und alle Möglichkeiten des Spiels ausschöpfen.
Also drei anstrengende, aber sehr ertragreiche und gelungene Tage!
Ulrich Keding (auf Basis von SchülerInnenbeiträgen)